Unser Verein

Der Tennisclub Gülzow von 1986. e.V

Ein kleiner Teil der Sportgeschichte
Verfasser: Sven Kolbe, Carl Rudolf Miele, Mike Pingel

Der Tennisclub wird 2006 den Teenagerstatus verlassen und mit seinen 20 Jahren zu einem echten Twen werden. Er zählt zurzeit 89 aktive Mitglieder und kann eine Dreiplatzanlage, sowie ein kleines aber feines Clubhaus sein eigen nennen. Der große Tennisboom gehört der Vergangenheit an und das ging auch nicht spurlos an dem Gülzower Tennisverein vorbei.

Aber wie fing eigentlich alles an? Am Anfang stand eine Idee. Diese wurde am 7. Juli 1985 um 17:26 Uhr geboren, weil irgendwo in England ein blasser rot-haariger Bubi etwas vollbrachte, was es vorher noch nicht gab:

Der siebzehnjährige Boris Becker verwandelt erfolgreich den Matchball gegen Kevin Curren und brach damit gleich zwei Rekorde. Erstens war dieser Sportler der jüngste Gewinner des Tennisturniers von Wimbledon. Zweitens war er der erste Deutsche, der das Turnier überhaupt gewann. Ab diesem Zeitpunkt war das Vorhaben, in Gülzow ein kleines Wimbledon zu erschaffen, in einigen Köpfen erwacht. Man musste diese Köpfe nur noch vereinigen und es könnte etwas entstehen.

Günther Noß, der spätere Bürgermeister, sammelte weitere 45 Gülzower um sich, alle von der Idee getrieben selbst einmal Tennisstar zu werden, und sie gründeten den Tennisclub Gülzow. Zu ihrem 1.Vorsitzenden wurde Uwe Freyer gewählt, der die Aufgabe hatte, aus einem Haufen von Tenniswilligen einen Verein zu formen.

Uwe war klar, ein Tennisverein ohne Tennisplätze auf denen gespielt werden kann, ist nicht besonders effektiv. Also musste ein Platz gebaut werden. Aber wo und vor allem womit?

Günther und Uwe fanden in Ernst Voss jemanden, der ebenso tennisverrückt war, und der dem Tennisverein ein Areal zur Verfügung stellte, auf dem eine Tennisanlage entstehen sollte.

Soweit so gut. Nun hatte man schon zwei Dinge die nötig waren: einen Haufen von Tenniswilligen und einen Acker. Aber das reichte Uwe bei weitem noch nicht. Dieser Acker musste noch zu einem Tennisplatz umfunktioniert werden, aber wie geht so etwas? Uwe holte sich Hilfe bei Mitgliedern aus dem benachbarten Tennisverein Kollow, die schon hatten, wovon er noch träumte. Die Kollower Mitglieder standen uns mit Rat und Tat, im besonderen Klaus Werner Harms, zur Seite. Und so hatte man drei Dinge zum Gelingen des Vorhabens Tennisplatz: einen Haufen von Tenniswilligen, einen Acker und das Know-how, diesen Acker tennisgerecht zu gestalten. Von nun an verliefen die Karriere des Tennisvereins und die von Boris Becker ziemlich ähnlich. Während Boris in der Welt von Sieg zu Sieg huschte, wurden auch in Gülzow auf dem Acker Siege um Siege gefeiert. Sei es das erste selbst ausgehobene Loch, die erste eigens verlegte Rohrleitung; es gab immer etwas zu feiern. Es war unglaublich was innerhalb von drei Jahren, unter der Bauleitung von Günther Noß, von den Vereinsmitgliedern geleistet wurde.

Dann mit dem dritten Sieg von Bons Becker 1989 ist es soweit:

Der Acker hat sich stark verändert und man konnte Tennis spielen. Aber wie geht das eigentlich? Zur Klärung dieser Frage wurde extra jemand zur Eröffnung der Anlage geholt, der etwas davon verstand. Da Boris Becker verhindert war, zeigte uns der Davis- Cup-Spieler Christoph Zipf, was man mit einem Schläger und einer gelben Filzkugel so alles anstellen kann.

Fasziniert von diesen Ballkünsten ging es los: es wurde geübt wie verrückt und die ersten Erfolge ließen auch nicht lange auf sich warten. Es sah schon fast aus wie bei Boris Becker, die richtige Aufschlagbewegung wurde zu Hause vor dem Spiegel geübt. Um die besten unter den Mitgliedern zu finden, wurden Vereinsmeisterschaften ins Leben gerufen. Um die Vereinsmeister zu küren, spendeten die Kirchengemeinde und Hilde Voss die ersten Wanderpokale für die Vereinsmeister.

Ab 1991 war es dann soweit:  die Gülzower Tennisspieler wollten den anderen Vereinen zeigen, was sie in den letzten zwei Jahren gelernt hatten. Zu diesem Zweck wurde zunächst eine Jungseniorenmannschaft ins Rennen geschickt. Da diese sich gut behauptete, folgten 1993 eine Jugendmannschaft und 1994 eine Herrenmannschaft. Leider konnten sich die Damen im Verein nicht dazu durchringen auch an den Medenspielen teilzunehmen; sie glänzten jedoch durch Freundschaftsspiele mit benachbarten Vereinen. Für Uwe Freyer führte der Beginn der Medenspiele dazu, eine weitere Aufgabe zu lösen. Nach den Spielen wollten die Spieler duschen und mit den anderen Spielern essen oder auch mal in Ruhe ein Bier trinken. Das bedeutete ein Vereinsheim musste so schnell wie möglich errichtet werden. Zunächst stellte der TSV noch die Duschen zur Verfügung, aber es stand fest, dass dies kein Dauerzustand sein durfte. So wurden noch einmal alle Kräfte mobilisiert und es entstand ein Vereinsheim auf der Tennisanlage. Nun war alles perfekt. Uwe Frey er übergab 1993 sein Amt an Carl Rudolf Miele, um sich nach der Fertigstellung der Hütte eine wohlverdiente Pause zu gönnen. Die Jahre zogen ins Land und im Nu war der Tennisverein 9 ½  Jahre alt.

Carl Rudolf machte also da weiter, wo Uwe aufgehört hatte und tat was wohl alle 1. Vorsitzenden am liebsten tun, er wollte auch etwas bauen, um die Tennisanlage noch attraktiver erscheinen zu lassen. Für das Wohl der Spieler auf der Anlage war gesorgt, allerdings gab es noch keine ausreichende Möglichkeit die Fortbewegungsmittel vernünftig zu parken. Und da war sie, die Chance etwas zu bauen: einen Parkplatz. Dieser musste allerdings bis zum Beginn der Feierlichkeiten fertiggestellt werden. Und wieder wurde eine Baumaßnahme in Rekordzeit und unter vollem Einsatz aller bewältigt.

3 Fragen an die bisherigen Vorsitzenden des Tennisclub Gülzow von 1986 e.V.

1. Wo und wie hast Du den ersten Wimbledon Sieg von Boris Becker am 7. Juli 1985 erlebt?
2. Was hat für Dich in der nun 17-jährigen Geschichte des TCG den größten Erinnerungswert
    (darf auch etwas persönliches sein)? / oder: wie siehst Du die vergangenen 17 Jahre TCG?
3. Welche Erwartungen hast Du für die Zukunft an den TCG?

 

Carl Rudolf Miele (1993-1997)

1. Leider am Münchner Flughafen, ich sollte dort jemanden abholen und habe das Finale daher nur im Radio hören können.

2. Ich erinnere mich daran, das der spätere Bürgermeister Günther Noß 1987, als ich nach meinem Umzug nach Gülzow noch dabei war die Umzugskisten auszupacken, in meiner Haustür stand und für den gerade gegründeten Tennisverein warb und mich, erfolgreich, davon überzeugte in einen Verein einzutreten, der noch nichts vorzuweisen hatte, außer einer guten Idee.

3. Ich hoffe, dass der Verein die negative Mitgliederentwicklung aufhalten kann und seine Stellung im Dorf, die er sich mühsam erarbeitet hat, bewahren kann.

Thomas Fett (1997-2000)

 
1. Mit Freunden und Gipsfuß aufgrund eines Bänderrisses bei mir zu Hause in der Junggesellenbude.
2. Was nur immer in Erinnerung bleibt ist der Blick auf die fast überfüllte Anlage beim Fußballtennis, eine Veranstaltung die klar zeigt, wie man hier im Dorf miteinander umgeht.
3.  Ich hoffe für den TCG, dass wir nicht die Entwicklung der meisten anderen Tennis-Vereine kopieren, und die Mitgliederzahlen weiter zurückgehen bis der TCG nicht mehr finanzierbar ist. Wir müssen alle immer wieder an uns selbst appellieren und die bestehenden Mitglieder zum Mitmachen motivieren sowie neue Mitglieder anzusprechen und in die Gemeinschaft mit aufzunehmen. Ein solcher Verein darf in Gülzow nicht fehlen.

Mike Pingel (2000-2004)


1. Den ersten Boris-Sieg habe ich bei Kirsten in Ihrer Gülzower Wohnung erlebt. Die näheren Umstände sind mir nicht mehr präsent.
2. Den größten Erinnerungswert hat selbstverständlich der Gewinn der Doppel-Clubmeisterschaft mit Sven, wobei Kirsten parallel dazu ebenfalls Doppel-Meisterin mit Helga Kollatz wurde! Unvergleichlich jedoch war das 10-jährige Club-Jubiläum mit Thomas Helmer als Gast, vor allem aber die Vorlauf-Arbeit, die wir dafür geleistet haben, ohne dass ein nicht beteiligtes Mitglied davon etwas mitbekam.
3. Unserem TCG wünsche ich für die Zukunft eine stabile Mitgliederzahl und noch lange bespielbare Plätze. Möge der gewählte Vorstand immer eine glückliche Hand in der Darstellung des TCG in unserem Dorf haben.

Annegret Thon (ab 2004)


1. Da ich erst 10 Jahre alt war, als Boris zum ersten Mal in Wimbledon gewann, bin ich mir nicht sicher, ob ich das Match überhaupt gesehen habe.
2. Von den 17 Jahren TCG bin ich mittlerweile 13 Jahre Mitglied. Für mich gab es kein spezielles Ereignis, was mir in Erinnerung geblieben ist. Mir gefällt in diesem Verein am besten, dass man sich einfach gut aufgehoben fühlt, und das über all die Jahre hinweg. Der Verein und seine Mitglieder sind über die Saison hinweg wie eine zweite Familie, in der ein jeder stets willkommen ist.
3. Wünsche für die Zukunft? Tja, da bisher alle ersten Vorsitzenden etwas gebaut haben, sollte ich das vielleicht auch tun. Mal sehen was mir einfällt!

Um aber wieder auf den Sport in der Welt zu gucken. Im Jubiläumsjahr 1996 wurde die deutsche Fußball- Nationalmannschaft Europameister. Da der Tennisverein sich auf ein Weltsportereignis hm gründete, ging auch dieser große Triumph nicht spurlos an uns vorbei.

Carl Rudolf schuf das Gülzower Fußballtennis- Turnier.

Da es im Tennisverein, wie zu erwarten, aber hauptsächlich Tennisspieler gab, musste jemand gefunden werden, der den Tennisspielern zeigte, wie mit einem Lederball umzugehen war. Hier brauchte man einen Profi, am besten einen Europameister. Dieser war schnell gefunden: Thomas Helmer ! Ein, zwei Waschmaschinen später kam Thomas dann tatsächlich nach Gülzow und zeigte wie man Fußballtennis spielt und alle machten es ihm nach.

So geschah es, dass sich das Fußballtennisturnier immer größerer Beliebtheit erfreute und bis heute ein fester Bestandteil der Aktivitäten im Tennisverein ist. 1997 übernahm Thomas Fett das Steuer des Tennisclub Gülzow. Gleichzeitig sah sich der Verein vor neuen Problemen, denn Boris Becker erklärte seinen offiziellen Rücktritt von Wimbledon und den Grand Slam Turnieren. Mit ihm klang der Tennis-Boom allmählich ab. Daraufhin wurde vom Tennisclub der „Alien-Day“ ins Leben gerufen. Ein Tag an dem der Tennisverein Werbung in eigener Sache machte und versuchte neue Mitglieder zu gewinnen. Aber zurück zu Thomas und der Manier aller erster Vorsitzender: es muss etwas gebaut werden!

Der Tennisverein verfügte ja nun über eine Drei- Platz-Anlage, ein Vereinsheim und einen Parkplatz. Was aber kann nur gebaut werden? Eines verregneten Tages beobachtete Thomas, wie die Zuschauer auf der Terrasse mit Regenschirmen bewaffnet einem Tennisspiel folgten. Da kam ihm die perfekte Idee: eine »Terrassen-Überdachung« musste her. Mittlerweile hatten alle aber so viel Spaß am Spielen, dass sich die Lust am Bauen in Grenzen hielt. Daher wurde dieser Bau in professionelle Hände gelegt und ebenfalls in Rekordzeit abgeschlossen.

Als weiteres Highlight der Ära Thomas Fett war der erste Aufstieg einer Gülzower Mannschaft überhaupt zu verzeichnen. Die 1. Herrenmannschaft des TC Gülzow stieg spektakulär von der vierten in die dritte Bezirksklasse auf. Damit stand Thomas Fett seinen Vorgängern in nichts nach, denn er hatte etwas gebaut und eine Attraktion geschaffen. Damit konnte er sein Amt ruhigen Gewissens an Mike Pingel übergeben. Mike Pingel hatte die wohl schwersten Jahre eines 1. Vorsitzenden. Denn Mike musste sich nicht nur über die reichhaltigen Aufgaben, die sein Posten mit sich brachte, kümmern, sondern auch weitere Vorstandsaufgaben übernehmen, da uns, tragischer Weise und viel zu früh, Uwe Freyer und Norbert Guckelsberger, beide Kassenwart, verlassen haben. Des Weiteren hatte er auch noch andere Probleme zu bewältigen. Auf der Tennisanlage war definitiv nichts mehr zu bauen. Und so dachte Mike bei sich: wenn ich schon nichts bauen kann, so muss eine andere Attraktion geschaffen werden. Durch die immer größere Begeisterung beim Fußballtennis, kam Mike die Idee eine weitere Veranstaltung ins Leben zu rufen: die Saisonabschlussfeier. Diese Festivität erfreute sich großer Beliebtheit und ist bis heute ein fester Bestandteil des Tennislebens in Gülzow. Damit konnte die Ära Mike Pingel ausklingen.

2004 bekam der Tennisverein nicht nur einen neuen ersten Vorsitzenden, sondern die erste »First Lady« in der Vereinsgeschichte. Annegret Thon steht seitdem an der Spitze eines Tennisvereins, der eine Drei-Platz- Anlage, ein Clubhaus, einen Parkplatz, ein Fußballtennisturnier, eine Terrassenüberdachung und eine Saisonabschlussfeier aufzuweisen hat. Also lassen wir uns überraschen, mit welcher baulichen oder festlichen Aktivität uns Annegret überrascht. Einen ersten Meilenstein feministischer Aktivität legte sie schon mit der Meldung einer Damen-30 Mannschaft für die Medensaison 2005.

Abschließend danken wir allen Mitgliedern, die durch ihre Hilfe und Unterstützung den Tennisclub zu dem gemacht haben, was er heute ist. Man darf niemals vergessen, was 46 Leute auf einem Acker bewirken können, um ihre Träume zu verwirklichen.